five talks #2 – Interview mit Gernot Fischer Geschäftsführer Sales, Tageszeitung „Heute“

Jüngere sind in der Krise von Social Media zu Printtiteln übergegangen

five talks: Herr Fischer, wie hoch sind die Verluste im Bereich Werbung in Ihrem Hause 2020 und rechnen Sie damit, diese in diesem Jahr kompensieren zu können?
Gernot Fischer: Natürlich wurden wir auch mit gekürzten Werbebudgets konfrontiert. Aber viele haben auch erkannt, dass es falsch wäre, die Werbung zu unterbrechen. Denn Werbung dient ja nicht nur zur Verkaufsförderung, sondern auch der langfristigen Markenbildung. Erst wenn der USP einer Marke gelernt ist, wenn man sich vom Mitbewerber abhebt, entscheidet man sich als Kunde für eine Marke. Es ist jedoch derzeit noch viel zu früh, eine Aussage über den tatsächlichen Umsatzrückgang für das Gesamtjahr zu tätigen.

Welche Auswirkungen hat die Coronavirus-Krise auf Ihre Vermarktungsstrategie und die redaktionellen Umfelder als Platz für die Werbeplatzierung?
Fischer: Viele Konsumenten müssen sich auf eine neue wirtschaftliche Situation einstellen: Genau dem tragen wir Rechnung und haben daher ein neues Service-Ressort unter dem Titel SPAREN HEUTE gestartet. Hier recherchiert ein Redaktionsteam täglich die besten Angebote aus allen Produkt- und Dienstleistungssparten. Das zahlt auch stark auf die Marke HEUTE ein – getreu unserem Werbe-Claim „bringt es HEUTE damit auf den Punkt“ und bietet, das, wofür HEUTE bekannt ist: Nutzen und Mehrwert für den Leser. Gleichzeitig schaffen wir damit das perfekte redaktionelle Themenumfeld für die klassische Angebotswerbung – die für die österreichischen Breitenmedien eine überragende Bedeutung hat.

„Viele haben erkannt, dass es falsch wäre, die Werbung zu unterbrechen.“
Gernot Fischer

Was bedeutet das in der Praxis?
Fischer: Stark steigend in der heißen Corona-Phase waren und sind die Zugriffe auf unsere Nachrichtenseite www.heute.at. Es war daher nur folgerichtig, dass wir auch unser Crossmedia-Angebot deutlich ausgebaut haben. Überdies haben wir Wiedereröffnungs- und Welcome-Back-Rabattaktion gestartet – das alles soll dazu beitragen, die Umsätze schnell wieder zu steigern. Außerdem wird sich wohl auch das Reiseverhalten verändern. Die heimischen Tourismusanbieter werden eine neue, viel wichtigere Rolle einnehmen. Hierfür sind wir genau der richtige Kommunikationskanal für die Branche, da wir defacto punktgenau die städtische Bevölkerung erreichen – diese sind die neue Top-Zielgruppe für alle heimischen Tourismusregionen. Wir werden daher vor allem auch im Bereich Tourismus besondere Vermarktungsakzente setzen.

Wie reagieren die Werbekunden derzeit und ist absehbar, ob sich deren Anforderungen verändern?
Fischer: Wir spüren deutlich: Die Werbekunden starten wieder voll durch. Gerade die Bereiche, die einige Wochen geschlossen werden mussten, weisen durch Werbung darauf hin, „dass es sie wieder gibt“ – sowie Ihre Sortimente und Lagerware schnell verkaufen, bevor die neue (Saison-) Ware kommt.

Sehen Sie nachhaltige Auswirkungen – auch auf den gesamten Werbemarkt – und wenn ja, welche und was bedeutet das für Ihr Medium?
Fischer: Werbung in Zeitungen liegen nach wie vor hoch im Kurs – weil sie so wie bei „Heute“ praktisch überall verfügbar sind. Werbung in der Zeitung wird als unaufdringlich empfunden und stört nicht. Die gedruckte Werbung wird einfach besser wahrgenommen und wirkt. Eines war und ist klar positiv festzuhalten: Die Menschen haben gerade in der Krise festgestellt, wie wichtig seriöse Informationsquellen sind und den Wert einer Redaktion zu schätzen gelernt. Laut einer aktuellen Gallup-Umfrage, ist die Relevanz hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit von Informationsquellen bei Tageszeitungen sogar noch deutlich gestiegen. Viele, vor allem jüngere, sind nun in der Krise von der Nutzung von Social Media zu Printtitel übergegangen! Wir werden daher neben der sachlichen Berichterstattung auch mittels des Einsatzes von Gewinnspielen, Promotions und Leser-Aktionen unseren Leserinnen und Lesern täglich ein höchst attraktives Angebot machen, um neue und weitere Stammleser zu gewinnen. Und um damit für den Werbemarkt an Attraktivität noch weiter zuzulegen.

Foto: heute.at

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